
Zugegeben, die Vorzeichen auf einen deutschen WM-Erfolg waren schon mal besser. Schlüsselspieler wie Sami Khedira oder Manuel Neuer leiden sich von der Rekonvaleszenz direkt in die Stammelf. Der Dortmunder Turbo-Dribbler Marco Reus flippert (verletzungsbedingt) nur auf seiner PlayStation durchs letzte Angriffsdrittel. Auf eine Neuinterpretation des Märchens vom Hasen und Igel mit Cristiano Ronaldo und den Bender-Zwillingen in den Hauptrollen müssen wir im ersten Gruppenspiel der DFB-Elf gegen Portugal (verletzungsbedingt) auch verzichten. Angreifer Mario Gomez fährt (verletzungsbedingt?) lieber Rad. Und die Verletzung von Edeltechniker Ilkay Gündogan ist nun auch schon im neunten Monat.
Wer soll diese Spieler ersetzen? Wie soll das nur gutgehen? Und leistet der Bundestrainer wieder einen modischen Beitrag zum Team-Erfolg – feiert das weiße Erfolgshemd von 2008 frisch gestärkt und gebügelt sein Comeback? Oder wird der blaue Erfolgspulli von 2010 als Leihgabe aus den Sammlungsbeständen des Deutschen Fußballmuseums in Brasilien präsentiert?
Immerhin, Weltfußballer Ronaldo hat vor Deutschland noch sowas wie Angst: „Cristiano Ronaldo zollt Deutschland Respekt“ (Spox). Italiens Weltmeister-Trainer von 2006 gibt als Lippi-Bekenntnis ab, dass Deutschland sein Favorit auf den Cup-Gewinn sei (Gazetta dello Sport). Und ich bibbere vor dem frühen Aus im Achtelfinale (Zucker.Blog).
Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren und meine Schwarzmalerei nach einem Finalerfolg durch rote und goldene Streifen aufwerten: Die Farben des Sommers. Willfährige Optimisten beflaggen ihre Autos und Balkone, Kinderwagen und Kinder. Jugendliche Diskothekenbesucher an der Warschauer Straße in Friedrichshain schmieren sich schon seit Tagen schwarz-rot-gelbe Zuversicht auf die Wangen. Den WM-Titel abschminken? No way! Wir sind am dransten, sagen sie. Und außerdem bereit wie nie.
Was brauche ich also, um den brasilianisch-deutschen Karneval zünftig mitfeiern zu können? Weiterlesen